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IV. Anhang

From: achim@astel.de (Joachim Astel)
Newsgroups: de.newusers.questions,de.newusers
Subject: <95-09-11> Netiquette
Date: 20 April 1997
Message-ID: <de-newusers/netiquette/19970420@babylon.pfm-mainz.de>
Archive-name: de-newusers/netiquette
Posting-frequency: monthly

DIE NETIQUETTE (1)

Dieser Artikel soll Ihnen helfen, die Sitten und Gebraeuche, die sich mit der Zeit in den „de.*"-Newsgruppen eingebuergert haben, kennenzulernen, und Ihnen ueber die wichtigsten Stolpersteine hinwegzuhelfen.

Es folgen einige Tips, wie man das Netz effizient und auch hoeflich zu aller Zufriedenheit benutzen kann (und sollte):

1. Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!

Die meisten Leute denken in dem Augenblick, wo sie ihre Artikel und Mails verfassen, leider nicht daran, dass die Nachrichten nicht ausschliesslich von Computern gelesen werden, sondern auch von (anderen?) Lebewesen, in erster Linie von Menschen.

Je nach Distribution kann Ihre Nachricht von Leuten z. B. in ganz Deutschland und der Schweiz gelesen werden. Denken Sie stets daran und lassen Sie sich nicht zu verbalen Ausbruechen hinreissen. Bedenken Sie: Je ausfallender und unhoeflicher Sie sich gebaerden, desto weniger Leute sind bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie einmal etwas brauchen.

Eine einfache Faustregel: Schreibe nie etwas, was Du dem Adressaten nicht auch vor anderen Leuten ins Gesicht sagen wuerdest.

2. Erst lesen, dann denken, dann nochmal lesen, dann nochmal denken und dann erst posten!

Die Gefahr von Missverstaendnissen ist bei einem geschriebenen, computerisierten Medium besonders hoch. Vergewissern Sie sich mehrmals, dass der Autor des Artikels, auf den Sie antworten wollen, auch das gemeint hat, was Sie denken. Insbesondere sollten Sie darauf achten, ob nicht vielleicht Sarkasmus oder eine aehnliche Abart des Humors :-) benutzt wurde, ohne ihn mit dem Smiley-Symbol „:-)" zu kennzeichnen.

3. Fasse Dich kurz!

Niemand liest gerne Artikel, die mehr als 50 Zeilen lang sind. Denken Sie daran, wenn Sie Artikel verfassen. Nebenbei: Es empfiehlt sich, die Laenge der eigenen Zeilen unter etwa 70 Zeichen zu halten.

4. Deine Artikel sprechen fuer Dich. Sei stolz auf sie!

Die meisten Leute auf dem Netz kennen und beurteilen Sie nur ueber das, was Sie in Artikeln oder Mails schreiben. Versuchen Sie daher, Ihre Artikel leicht verstaendlich und moeglichst ohne Rechtschreibfehler zu verfassen.

Ein Duden neben dem Rechner mag manchem als Uebertreibung erscheinen; in Anbetracht der Tatsache, dass viele Leser den Autor eines vor Fehlern beinahe unleserlichen Artikels fuer einen (um es ganz deutlich zu sagen) Vollidioten halten, ist diese Investition vielleicht nicht ganz verfehlt.

Bedenken Sie, dass ihr Anliegen nicht rueberkommt, wenn es nicht einmal den elementaren Anforderungen an Stil, Form und Niveau genuegt.

Bedenken Sie bitte auch: Vielleicht lesen Ihre zukuenftigen Kollegen oder Ihr zukuenftiger Chef mit. Vorurteile bilden sich leicht.

5. Nimm Dir Zeit, wenn Du einen Artikel schreibst!

Einige Leute denken, es wuerde ausreichen, einen Artikel in zwei Minuten in den Rechner zu hacken. Besonders im Hinblick auf die vorangegangenen Punkte ist das aber kaum moeglich. Sie sollten sich Zeit nehmen, um einen Artikel zu verfassen, der auch Ihren Anspruechen genuegt.

6. Vernachlaessige nicht die Aufmachung Deines Artikels!

Es ist natuerlich nicht zwingend, einen Schreibmaschinenkurs mitgemacht zu haben, jedoch ist es ratsam, sich mit den wichtigsten der „Regeln fuer Maschinenschreiben" (z. B. DIN 5008) vertraut zu machen.

Darueberhinaus sollten Punkte und Kommas selbstverstaendlich sein; durch Gross- und Kleinschreibung wird der Text leserlicher. Absaetze lockern den Text auf, wenn sie alle paar Zeilen eingeschoben werden.

7. Achte auf die „Subject:"-Zeile!

Wenn Sie einen Artikel verfassen, achten Sie bitte besonders auf den Inhalt der „Subject:"-Zeile. Hier sollte in kurzen Worten (moeglichst unter 40 Zeichen) der Inhalt des Artikels beschrieben werden, so dass ein Leser entscheiden kann, ob er von Interesse fuer ihn ist oder nicht.

In laenger dauernden Diskussionen kann es passieren, dass das Thema, ueber das debattiert wird, vom urspruenglichen „Subject" abweicht. Bitte aendern Sie die „Subject:"-Zeile entsprechend ab. Eine gute Angewohnheit ist es, wenn Sie den alten Titel zusaetzlich noch angeben; bei Followups auf solche Artikel sollte der alte Titel aber entfernt werden. Ein Beispiel:

Nach dem Druecken von „F" im Newsreader (meist „nn" oder „rn") werden Sie mit

Subject: Re: Kohlrabi im Vorgarten

konfrontiert. Die Diskussion ist aber laengst auf das Thema „Erbsen im Treibhaus" abgeschweift. Also aendern Sie wie folgt:

Subject: Erbsen im Treibhaus (was: Kohlrabi im Vorgarten)

Sollte die „Subject:"-Zeile nun laenger als 80 Zeichen werden, so ist es sicher nicht schlecht, den alten Titel abzukuerzen.

Followups auf Ihren neuen Artikel sollten nur noch den Titel

Subject: Re: Erbsen im Treibhaus

erhalten.

8. Denke an die Leserschaft!

Ueberlegen Sie sich vor dem Posten eines Artikels oder Followups, welche Leute Sie mit Ihrer Nachricht erreichen wollen. Ein Artikel mit dem Titel „Fernseher Bj. 1972 an Selbstabholer" ist in einer regionalen Newsgruppe sicher wesentlich besser aufgehoben als in einer weltweit lesbaren „de.*"-Gruppe.

Waehlen Sie die Gruppe (oder Gruppen), in die Sie schreiben, sorgfaeltig aus. Posten Sie, wenn irgend moeglich, nur in EINE Gruppe. Ein „Crossposting" eines Artikels in mehrere, womoeglich inhaltlich verwandte Gruppen ist nicht empfehlenswert. Wenn Sie dennoch ein Crossposting (durch Angabe mehrerer Gruppennamen in der „Newsgroups:"-Zeile) in die Welt setzen, lenken Sie bitte darauffolgende Postings mit Hilfe der „Followup-To:"-Zeile in eine Gruppe.

9. Vorsicht mit Humor und Sarkasmus!

Achten Sie darauf, dass Sie Ihre sarkastisch gemeinten Bemerkungen so kennzeichnen, dass keine Missverstaendnisse provoziert werden. Bedenken Sie:

In einem schriftlichen Medium kommt nur sehr wenig von Ihrer Mimik und Gestik rueber, die Sie bei persoenlichen Gespraechen benuetzen wuerden.

Im Netz gibt es fuer diesen Zweck eine ganze Reihe von Symbolen; die gebraeuchlichsten sind „:-)" und „:-(". Wenn Ihnen nicht sofort auffaellt, was diese Symbole bedeuten sollen, legen Sie den Kopf doch einfach auf die linke Schulter und schauen Sie nochmal... :-)

10. Kuerze den Text, auf den Du Dich beziehst, auf das notwendige Minimum!

> Es ist eine gute Angewohnheit, Texte, auf die man sich bezieht, woertlich
> zu zitieren. Wenn Sie einen Followup-Artikel schreiben, wird Ihnen der
> gesamte Text, auf den Sie sich beziehen, von Ihrem Newsreader-Programm
> zum Bearbeiten angeboten. Der Originaltext wird dabei im Allgemeinen
> durch das Zeichen '>' eingerueckt (aehnlich wie dieser Absatz), um klar
> ersichtlich zu machen, dass es sich dabei um zitierten Text handelt.

Machen Sie es sich zur Angewohnheit, nur gerade so viel Originaltext stehen zu lassen, dass dem Leser der Zusammenhang nicht verlorengeht. Das ist
(a) wesentlich leichter zu lesen und zu verstehen und
(b) keine Verschwendung von Ressourcen.

Lassen Sie den Originaltext aber auch nicht ganz weg! Der Leser Ihres Artikels hat den Artikel, auf den Sie sich beziehen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr exakt in Erinnerung und hat ohne weitere Anhaltspunkte grosse Muehe, den Sinn Ihrer Ausfuehrungen zu erkennen.

ACHTUNG: Auch die UNTERSCHRIFT oder die SIGNATURE der Originalnachricht sollte nur dann zitiert werden, wenn darauf auch inhaltlich Bezug genommen wird. Wie die ebenso laestige DOPPELSIGNATURE ist dies ein FEHLER, den der Betreffende selbst oft nicht bemerkt. Ein persoenlicher Hinweis (bitte nur als MAIL!) kann in beiden Faellen nicht schaden.

11. Benutze Mail, wo immer es geht!

Wenn Sie dem Autor eines Artikels etwas mitteilen wollen, ueberlegen Sie sich bitte genau, ob dafuer nicht eine simple Mail ausreicht.

Ein Beispiel: Spaetestens dann, wenn hitzige Diskussionen schliesslich in wueste Beschimpfungsorgien ausarten, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Diskussion niemanden ausser den Streithaehnen interessiert.

Generell gilt: Wenn Sie etwas mitteilen wollen, das auch viele andere Leute interessieren koennte, benutzen Sie die News. Anderenfalls ist eine Mail sicherlich ausreichend.

12. Gib eine Sammlung Deiner Erkenntnisse ans Netz weiter!

Wenn Sie eine Frage an die Netzgemeinde gestellt haben, und darauf Antworten per Mail empfangen haben, welche evtl. auch andere Leute interessieren koennten, fassen Sie Ihre Ergebnisse (natuerlich gekuerzt) zusammen und lassen Sie damit auch das Netz von Ihrer Frage profitieren.

13. Achte auf die gesetzlichen Regelungen!

Es ist voellig legal, kurze Auszuege aus urheberrechtlich geschuetzten Werken zu informationellen Zwecken zu posten. Was darueber hinaus geht, ist illegal. Zu den urheberrechtlich geschuetzten Werken gehoeren unter anderem Zeitungsartikel, Liedtexte, Programme, Bilder etc. Ebenfalls illegal ist es, mit Wort und/oder Bild zu Straftaten aufzurufen oder zumindest Anleitungen dafuer zu liefern.

Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrem Artikel keine Gesetze brechen, und bedenken Sie, dass sich evtl. jeder strafbar macht, der solche Informationen auf dem eigenen Rechner haelt und anderen zugaenglich macht.

14. Benutze Deinen wirklichen Namen, kein Pseudonym!

In der Mailboxszene ist es ab und zu ueblich, seine wahre Identitaet hinter einem Pseudonym zu verbergen. Pseudonyme ermoeglichen es auch, Dinge zu sagen und zu tun, die man sich sonst nicht erlauben wuerde.

Aufgrund der negativen Erfahrungen, die sehr viele Leute auf dem Netz mit den Traegern solcher Pseudonyme gemacht haben, und auch aus presserechtlichen Gruenden sollten Sie Ihre Artikel mit Ihrem wirklichen Namen versehen. Wenn Sie nicht vorhaben, Ihren Namen preiszugeben, vergessen Sie das Usenet (oder zumindest das Schreiben von Artikeln und Mails) bitte schnell wieder.

Die Betreiber von Systemen, die schreibenden Zugriff auf das Netz anbieten, sind angehalten, entsprechende Massnahmen zu ergreifen (z. B. Eintragung des „Fullnames" ins GECOS-Feld der Passwortdatei o. ae.).

15. Kommerzielles?

Ein gewisses Mass an kommerziellen Informationen wird auf dem Netz gerne toleriert, z. B. Adressen von Firmen, die ein bestimmtes Produkt anbieten, nachdem jemand danach gefragt hat. Als unverschaemt wird dagegen die Verbreitung von reinen Werbeinformationen angesehen, insbesondere, wenn sie ein gewisses Volumen ueberschreiten.

Bedenken Sie: Dies ist ein nichtkommerzielles Netz, und nicht jeder will Uebertragungskosten fuer Werbung bezahlen.

16. Keine „human gateways" - das Netz ist keine Mailbox!

Ebenfalls wird davon abgeraten, seine Aufgabe darin zu sehen, Artikel aus verschiedenen anderen, fuer jedermann zugaenglichen Netzen (um Namen zu nennen: Fido, Zerberus, BTX, etc. pp.) ins Netz zu pumpen.

Das gilt insbesondere dann, wenn es den Informationen am allgemein ueblichen Niveau mangelt, die darin angesprochenen Tatsachen jedem durchschnittlich intelligenten Menschen bereits bekannt sind oder abzusehen ist, dass sich nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Netz-User dafuer interessiert.

Bedenken Sie: Das Netz ist keine Daten-Muelltonne.

17. „Du" oder „Sie"?

Aus der Deutschsprachigkeit der „de.*"-Hierarchie erwaechst die Frage, ob man andere Netzteilnehmer in Artikeln und Mails „duzen" oder „siezen" sollte. Dafuer gibt es keine allgemeingueltige Regel; es hat sich jedoch eingebuergert, den Anderen mit „Du" anzureden. 99,9 % der Teilnehmer in der „de.*"-Hierarchie finden das auch voellig in Ordnung und wuerden es als eher absonderlich ansehen, wenn sie auf einmal gesiezt werden wuerden. Vielleicht ist diese Netiquette also der letzte Artikel im Netz, in dem Sie geSIEzt werden...

18. Zusammenfassung der Dinge, die Sie bedenken sollten...

  • Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt
  • Erst lesen, dann denken, dann nochmal lesen, dann nochmal denken, und dann erst posten
  • Fasse Dich kurz!
  • Deine Artikel sprechen fuer Dich. Sei stolz auf sie!
  • Nimm Dir Zeit, wenn Du einen Artikel schreibst!
  • Vernachlaessige nicht die Aufmachung Deines Artikels
  • Achte auf die „Subject:"-Zeile!
  • Denke an die Leserschaft!
  • Vorsicht mit Humor und Sarkasmus!
  • Kuerze den Text, auf den Du Dich beziehst, auf das notwendige Minimum!
  • Benutze Mail, wo immer es geht!
  • Gib eine Sammlung deiner Erkenntnisse ans Netz weiter
  • Achte auf die gesetzlichen Regelungen!
  • Benutze Deinen wirklichen Namen, kein Pseudonym
  • Kommerzielles?
  • Keine „human gateways" - das Netz ist keine Mailbox
  • „Du" oder „Sie"?

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Christian Kaiser <cmk@chi.sub.org>
Ulrich Dessauer <ud@nitmar.muc.de>
Patrick Guelat <patg@imp.ch>
Joachim Astel <achim@astel.de>


(1) Formatierung angepaßt, Fehler und Schreibweisen im Original


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