4.8 Selbsthilfe im Internet

Das Internet ist ein originäres Selbsthilfe-Medium, weil es Strukturen bietet, in denen sich Personen mit gleichen Interessen oder Problemlagen auf kommunikativer Ebene begegnen können. Es ist ein Medium in dem Rat und Hilfe ausgetauscht werden, in dem Betroffene Ansprechpartner in Lebenskrisen und bei den unterschiedlichsten Schwierigkeiten finden können.

Wenn Selbsthilfe in erster Linie als die Aktivierung von Menschen mit ähnlichen Problemen und Bündelung von deren Ressourcen verstanden wird, dann bietet das Internet einen Rahmen für die Begegnung und mögliche Selbstorganisation. Dies kann beispielsweise in Form von Mailinglisten oder in den Newsgroups geschehen. Die Grundsätze der Selbsthilfe, wie im folgenden Zitat beschrieben, sind auch auf die entsprechenden Foren und Gruppen im Internet übertragbar.

Ein großes Spektrum von Selbsthilfeangeboten existiert im WWW, im Usenet, sowie in diversen Mailinglisten. Die thematische Startseite Gesellschaft und Soziales - Selbsthilfegruppen (2) der Web-Suchmaschine DINO online verzeichnet bereits fast 70 URLs,(3) die auf große Organisationen aber genauso auf regionale Gruppen und Selbsthilfeaktivitäten verweisen.

Speziell das Usenet bietet eine einfache und schnelle Möglichkeit, um in den Austausch mit Betroffenen, aber auch mit Profis zu treten. Speziell die internationale Selbsthilfe-Hierarchie <alt.support.*> im Usenet bietet über 100 Foren zu den unterschiedlichsten Themenbereichen.

Eine kleine Auswahl spezifischer deutschsprachiger Newsgroups und ihre offiziellen Beschreibungen sollen helfen, das Potential für Betroffene und Interessierte zu verdeutlichen.

Hier können Experten, Betroffene, Angehörige und Interessierte über Stimm-, Sprach-, Sprech- und Hörstörungen diskutieren. Die Logopädie ist eine recht neue aufstrebende Wissenschaft, die in der heutigen Zeit immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät. Diese Newsgroup soll weiterhin ein Forum für die verschiedensten Selbsthilfegruppen werden. Z.B. die Selbsthilfegruppen der Stotterer, der Aphasiker, der Kehlkopflosen, der Gehörlosen und für Menschen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Segelfehlbildungen erhalten hier eine Möglichkeit, sich vorzustellen.

Darin geht es um die Stellung der Familie in der Gesellschaft unter politischen, juristischen und finanziellen Gesichtspunkten, sowie um Fragen und Erfahrungsaustausch zu allen Problemen, die mit der Erziehung von Kindern zu tun haben.

Diese Newsgroup dient dem Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung. Hier kann z. B. über Behindertenpolitik diskutiert werden, nach Hilfsmitteln gesucht werden, rechtliche Fragen geklärt werden und vieles mehr. Diskriminierende Äußerungen sind unerwünscht.

Die Newsgroup bietet ein Diskussionsforum für verschiedene Aspekte des Lebens im Alter. Ihr Zweck soll ein Austausch über Themen wie beispielsweise 'betreutes Wohnen', 'Veränderung des Altersbildes', 'Lebensqualität im Alter', 'altenbezogene Dienstleistungen' sein. Es ist ein Platz für Debatten, Ideen und Informationen aus dem weiten und zur Zeit sehr turbulenten Feld der Altenarbeit, -hilfe, Altersforschung und Altenpolitik. Es geht sowohl um die Perspektive der Praktiker als auch um die der Wissenschaftler.

Außerhalb der Newsgroups, finden sich in Mailinglisten häufig spezifische Interessengruppen zusammen:(4)

Die Mailingliste "STOT-ML" ist das deutschsprachige Diskussions- und Informationsforum zum Thema "Stottern". Sie steht Stotterern, Therapeuten und Erziehern offen. Gegenstand sind u.a. neue Therapien, Erfahrungsaustausch über Therapien, Literaturbesprechung, Selbsthilfeaktivitäten, Berichterstattung über Seminare u.v.a.m.

Verwalter: czarnecki@uni-duesseldorf.de

Aufnahmeprozedur:

eMail an: "majordomo@uni-duesseldorf.de"
Im Textteil: "subscribe stot-ml"
(Die Subject-Zeile freilassen.)

Weitere Informationen über das Diskussionsforum gibt es bei czarnecki@uni-duesseldorf.de.

In diesem elektronischen Rundbrief können Menschen, die von traumatischen Erfahrungen und dissoziativen Störungen betroffen sind, sich gegenseitig unterstützen und Erfahrungen austauschen. Wer unter Amnesien, Zeitverlusten, Depersonalisierung, Mehrfachpersönlichkeiten, Unwirklichkeitsgefühlen oder ähnlichen Symptomen leidet, soll hier Unterstützung von anderen Betroffenen finden. Und kleine Leute dürfen auch mitmachen, aber hallo! :-)

Näheres zu dieser Liste erfährt man beim Verwalter: dissoid@gmx.de.

Aufnahmeprozedur:

E-Mail an: "majordomo@sirene.rz.uni-duesseldorf.de"
Subject: egal
Inhalt: "subscribe dissoziation-de"

Mailing-List für Betroffene und Fachleute im Themenkreis Transsexualität: (5)

Themen der Liste: Diskussionen über Problematik der Transsexualität im persönlichen-, partnerschaftlichen-, sozialen- und beruflichen Umfeld. Diskussionen über medizinische und diagnostische Verfahren. Diskussionen über den Umgang mit Behörden und Krankenkassen und alles was sonst noch von Interesse ist.

Wer kann Mitglied der Liste werden?
Jeder, der betroffen ist, jeder der einen fachlichen Beitrag leisten möchte und alle die das Thema interessiert.

Wer und was gehört nicht in die Liste?
Alle kommerziellen Angebote und Sex-Kontakte und ähnlicher Mail-Spam.

Die Pflege der Liste erfolgt derzeit noch manuell, so daß keine besondere Form vorgeschrieben ist. Gleiches gilt für die Abbestellung.

Die aufgezählten Newsgroups und Mailinglisten können natürlich nur eine weitgehend willkürliche Auswahl aus einem viel größeren Gesamtangebot repräsentieren. Ein Überblick über das vorhandene Angebot von Mailinglisten zur Selbsthilfe und Selbstorganisation können den Newsgroups <de.answers> oder <de.etc.lists> sowie dem regelmäßig in <de.etc.lists> veröffentlichtem Beitrag: Deutschsprachige Mailinglisten (nur öffentlich zugängliche) entnommen werden.

Auch unter <ftp://rtfm.mit.edu/pub/usenet/news.answers/de-mailinglisten> finden sich Archive und weitere Informationen zu Mailinglisten. Eine große Übersicht weiterer internationaler Ressourcen bietet Steve Harris <steveha@cix.compulink.co.uk>, der in mehreren Newsgroups (u.a. <alt.support> und <alt.psychology.help>) regelmäßig die FAQ: support/emotional/resources-list (Subject: Emotional Support on the Internet) veröffentlicht. Darüber hinaus besteht natürlich die Möglichkeit eigene Foren in Form von Mailinglisten oder Newsgroups(6) zu initiieren.

Im Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Niederrhein etabliert sich derzeit ein bemerkenswertes WWW-Angebot. Dort werden unter der Bezeichnung "Selbsthilfe im Internet - ein Forum für alle" regionale und überregionale Register mit Kontaktstellen und Projektbeschreibungen geführt. Das Angebot präsentiert sich als gelungene Synthese aus Hochschul- und Praxisressourcen und bietet eine praktische Arbeitshilfe.