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3.4 Schlüsselqualifikation Medienkompetenz

Im vorherigen Kapitel wurde erneut der Stellenwert eines diskriminierungsfreien Zugangs zu den IKT als eine der wesentlichen Säulen informationeller Grundversorgung betont. Der Zugang zu Daten ist jedoch wertlos, solange aus diesen Daten nicht auch Informationen werden. (1)

Mandl und Reinmann-Rothmeier weisen darauf hin, daß der Gebrauch des Begriffes Informationsgesellschaft im Zusammenhang mit Medienkompetenz und deren Vermittlung nicht zutreffend ist und verweisen damit auf das wesentliche Ziel jeglicher Bemühungen.

„Nicht Information, sondern allein Wissen [...] kann zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Nicht die Informationsgesellschaft sondern die Wissensgesellschaft sollte daher Ziel unserer Bemühungen sein. [...] Der Mensch, nicht digitalisierte Information, hat oberste Priorität in einer Wissensgesellschaft. Mit der Forderung nach verantwortungsbewußter und sozial verträglicher Wissensnutzung gibt die Wissensgesellschaft - anders als die Informationsgesellschaft - einen verbindlichen Entwicklungsrahmen vor: Ziel ist die Wahrung von Grundrechten und demokratischem Zusammenleben." (2)

In der Diskussion um Technologiefolgenabschätzung und die Ausgestaltung der zukünftigen Gesellschaft - egal ob sie nun Informations-, Wissens- oder informierte Gesellschaft heißt - bekommt die Forderung nach Konzepten und Initiativen zur Medienkompetenz-Vermittlung eine neue Bedeutung.

Anforderungen an Konzepte der Medienkompetenz-Vermittlung(3)

  • Sicherstellung eines niedrigschwelligen Zugangs zu den neuen Informationstechnologien durch den Abbau von Barrieren und Ängsten die mit der neuen Technik in Verbindung gebracht werden.
  • Entwicklung von Konzepten zur Vermittlung von Know-How und Qualifikation, die Bürger zum aktiven Medienhandeln befähigen.
  • Ziel einer nicht nur technischen, sondern auch kulturellen Medienkompetenz muß es sein, den Einzelnen zu befähigen, mit Informationen kompetent und verantwortungsvoll umgehen zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit des Einordnens und der Bewertung von Informationen.
  • Bestehehende sozialisations-, geschlechter- und generationsspezifische Unterschiede bei der Nutzung der neuen Technologien beseitigen.
  • Die Fähigkeit, aktiv an der Ausgestaltung des neu entstehenden Informations- und Interaktionsraumes teilzuhaben und nicht nur vorhandene Angebote zu rezipieren, gezielt fördern.

Die Forderung nach Medienkompetenz, die Befähigung zum kritischen Nutzen und autarken Bewältigen und zum Mitgestalten der Informationsangebote, ist nicht neu. Schon in den 80er Jahren, als vermehrt Video-Rekorder Einzug in die Familien hielten und Jugendminister der Länder sich mit den Entwicklungen im Bereich des Fernsehens und ihren Auswirkungen auf Kinder, Jugendliche und Familien befaßt haben, wurden Forderungen nach pädagogischen Konzepten geäußert, die in der Lage sind, der möglichen Reizüberflutung und dem befürchteten Realitätsverlust auf Seiten der Mediennutzer zu begegnen.

„In einer publikumswirksamen Direktive forderte er [gemeint ist der damalige Bildungssenator von Bremen, H. Franke] 1986 alle Eltern auf, ihre Kinder 'bis etwa zum achten Lebensjahr grundsätzlich nicht fernsehen zu lassen."(4)

Waren, in Einklang hiermit, zunächst viele Ansätze geprägt von einer bewahrenden Pädagogik, so sind in den heutigen Forderungen nach Medienkompetenz-Vermittlung vermehrt Konzepte zur aktiven Auseinandersetzung des Menschen mit der Technologie, ihren Anwendungen und den Inhalten gefragt.

Das folgende Schaubild verdeutlicht, daß die Ausbildung individueller Medienkompetenz nicht allein auf Fähigkeiten der Medienbedienung beschränkt bleiben kann, sondern mehrere Dimensionen aufweisen muß:


Abbildung 14: Dimensionen von Medienkompetenz aus der Individualperspektive(5)

Im Umgang mit den Medienwelten werden individuelle Kompetenzen ausgebildet. Harald Gapski u.a. benennen fünf wesentliche Fähigkeiten: (6)

  • instrumentelle Kompetenzen: Kompetenzen der Handhabe des jeweiligen Mediums als Grundlage für die weitere Auseinandersetzung
  • informativ-lernende Kompetenzen: Wissen über wirtschaftliche und produktionstheoretische Hintergründe des Mediums, um Bedeutung und Stellenwert einer Information einordnen und bewerten zu können. Wer produziert mit wem und mit welcher Absicht?
  • Kritisch-reflexive Kompetenzen: Die formale Struktur des Mediums mit den jeweiligen (intendierten) Inhalten einordnen und bewerten können, ohne dabei die aktive Rolle des Medienrezipienten in der Interpretation außer acht zu lassen.
  • Kreativ-gestalterische Kompetenzen: Eigenständige Produktion klassischer Medieninhalte (im Hinblick auf das Internet: die aktive Teilnahme am Usenet und an Mailinglisten oder die Produktion eigener Angebote im WWW).
  • Selbstbestimmungs- und Orientierungskompetenz: Zurechtfinden im Angebot der Medien, Anwenden von Ordnungs- und Klassifizierungsmitteln.

Medienkompetenz definiert sich aber nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern ist in gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen immer auch beeinflußt von den dynamischen Entwicklungen in (Medien-) Politik, Recht, Ökonomie, Technik, medialer Öffentlichkeit, Bildung und Lebenswelt. Gleiches gilt auch für die Ausgestaltung entsprechender pädagogischer Konzepte.

Bei der Entwicklung von Konzepten zur Vermittlung von Medienkompetenz müssen deswegen folgende Bedingen im Bewußtsein bleiben:

  • Medien sind konstruiert und konstruieren Realität.
  • Medien haben kommerzielle Implikationen.
  • Medien haben ideologische und politische Implikationen.
  • Form und Inhalt sind in jedem Medium aufeinander bezogen.
  • Jedes Medium hat seine eigene Ästhetik, seinen eigenen Code und seine eigenen Konventionen.
  • Mediennutzer verhandeln Bedeutungen.(7)

Die Förderung kommunikationstechnischer Grundbildung und die Ausbildung von Fähigkeiten zur inhaltlichen und - in einem ganzheitlichen Sinne - auch emotionalen, sozialen und psychischen Bewältigung der Informationsflut des Internet, muß im Bildungswesen mehr Gewicht erhalten. In anderen Staaten wurde der strukturelle Einfluß, den Medien auf Individuum und Gesellschaft haben, schon frühzeitig erkannt. Die Förderung von Medienkompetenz kann bereits im Elementarbereich beginnen. So übten in Japan schon 1990 in Kindertagesstätten speziell geschulte Erzieherinnen mit den Kindern fernsehen, während 1987 die deutschen Jugendminister und Senatoren (8) noch verfügten, daß „Computer und Videospiele im Kindergarten [nicht] eingesetzt werden." Diese Direktive beruhte damals auf der Einschätzung, daß Kindern aufgrund ihrer kognitiven Entwicklung eine Differenzierung der erlebten Sehinhalte nicht möglich sei, und zeigt auch heute noch Wirkung.

Bereits durch diesen kurzen Rückblick wird deutlich, wie sehr politische Rahmenbedingungen die konkrete Ausgestaltung medienpädagogischer Inhalte beeinflußt.

Auch das 1996 gestartete Projekt Schulen ans Netz (9) ist ein Beispiel für medien- und bildungspolitische Top-Down-Implementierung. Diese, von der Bundesregierung so bezeichnete, Bildungsoffensive kann nur einen ersten zaghaften Schritt darstellen. Denn die Aus- und Fortbildung von Lehrern würde zwar flächendeckend benötigt, erfolgt bisher aber nur punktuell in Form einzelner Modellversuche.

Das Konzept Orientierungsrahmen Medienerziehung in der Schule (10) der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung gibt die Verantwortung für die Ausgestaltung an die Länder weiter.

Mit der Initiative Schulen ans Netz hat das BMBF, zusammen mit der Deutschen Telekom AG und dem DFN-Verein(11) (Deutsches Forschungsnetz) den beteiligten Schulen die Anschaffung von Hardware ermöglicht und Zugang zu den Netzen verschafft. Doch diese Investitionen (20 Mio. DM jährlich) stehen bislang noch in keinem Verhältnis zu den Aufwendungen für die Anbindung von Schulen im Rahmen der amerikanischen NII oder zu den Aufwendungen bei europäischen Nachbarländern.


Abbildung 15: Schüler pro PC (Studie des Europäischen Medieninstitutes)(12)

Hierzulande werden den Schulen zwar die Geräte zur Verfügung gestellt, ohne jedoch auch ausreichende Mittel für die Aus- und Weiterbildung der Lehrer und für die Kosten der Online-Nutzung (Telefongebühren) einzuplanen. Auf dem Chaos Communication Congress 1996 des CCC (Chaos Computer Club) wurde Kritik an der Ausgestaltung des Konzeptes Schulen ans Netz geäußert:

„Die Planung von staatlicher Seite ist denkbar schlecht: Ein Anschluß bei t-online mit einer Stunde Online täglich wird bezahlt. Kein Lehrer ist aufgefordert, eine Fortbildung (so es eine gibt) zu besuchen; wenn, dann tut er das in seiner Freizeit. Somit werden bestehende pädagogische Konzepte nicht mit den technisch kompetenten Lehrern, d.h. den eventuell bestehenden Möglichkeiten in Kontakt gebracht." (13)

Zur Einschätzung, daß das Projekt Schulen ans Netz zwar ein wichtiger erster Schritt zum Anschub der IKT in den zentralen Bildungsinstitutionen und zur Befähigung der Schüler zur kompetenten Nutzung der neuen Medien ist, diesem aber weitere folgen müssen, gelangt auch die Enquete-Kommission Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft:

„In allen Stufen und Zweigen des Bildungssystems ist der Einsatz von IuK-Technologien noch unzulänglich. Die Initiative der Telekom und des Bundesforschungsministers 'Schulen ans Netz' reicht nicht aus, um diese Mängel wirksam zu beseitigen. [...] Es reicht auch nicht aus, die Schulen an die Datenautobahnen anzuschließen oder lediglich PC's in den Schulen 'abzustellen'. Notwendig ist vor allem, die Lehrkräfte angemessen auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten. Außerdem sollten spezielle Pilotprojekte in einzelnen Anwendungsbereichen in Schulen durchgeführt werden. An allen allgemeinbildenden Schulen sollte ein Pflicht-Unterrichtsfach 'Multimedia' eingeführt werden. [...] Die Initiative 'Schulen ans Netz' wird daher sehr begrüßt. Diese Initiative kann die enormen Kosten einer entsprechenden Ausstattung aller Schulen (Geräte, Hausverkabelung, Betreuung, laufende Gebühren) jedoch nicht aufbringen und dauerhaft sichern. Vielmehr sind ergänzende regulierende Maßnahmen erforderlich. Für Bibliotheken fehlt ein vergleichbares Programm. [...] Medienkompetenz läßt sich nicht durch die Installation von Technik und Kurz-Fortbildungskurse für Lehrer sowie eine einjährige Finanzierung vermitteln. Statt dessen sind Ausbildungskonzepte notwendig, wie sie bereits in einigen Bundesländern mit nennenswertem Aufwand erarbeitet und umgesetzt wurden." (14)

In Nordrhein Westfalen werden derzeit verschiedene Projekte mit unterschiedlicher Zielrichtung umgesetzt. Die Landesinitiative media NRW (15), die 1995 von der Landesregierung gegründet wurde, sieht neben Großprojekten (technische Feldversuche mit Kommunikationstechnologien, Multimediadiensten und -anwendungen) auch Aktivitäten zur Akzeptanz bei den zukünftigen Nutzern und zur Ausbildung von Medienkompetenz vor.

„Ziel von media NRW ist die ganzheitliche Förderung der Entwicklung und Verbreitung von Multimedia-Anwendungen und interaktiven Diensten in Unternehmen, privaten Haushalten und im öffentlichen Sektor. [...] Neben den ordnungspolitischen Parametern des Telekommunikations- und Medienmarktes spielen hier die gesellschafts-, bildungs- und kulturpolitischen Erfolgsfaktoren der Kommunikationswirtschaft wie gesellschaftliche Akzeptanz, Medienqualifikation und Medienkompetenz eine wesentliche Rolle." (16)

Bei genauerer Betrachtung der Zielsetzung wird jedoch deutlich, daß die Ausbildung von Medienkompetenz hier nicht vorrangig im Sinne einer Befähigung zur Teilhabe und Mitgestaltung verstanden wird, sondern eher den Interessen des Marktes dienen soll.

Mit dem Projekt Info City NRW(17) sind u.a. Modellversuche zum Informationsabruf bei Stadtverwaltungen, die Förderung von Hochschulprojekten, Anwendungen in Bezug auf Tele-Arbeit, Tele-Shopping, Tele-Medizin und ein zusätzlicher kostengünstiger Internetzugang für die Infocity-Nutzer vorgesehen. In erster Linie richtet aber auch Info City NRW sein Augenmerk auf ökonomische Anwendungen:

„Die Partner werden zukunftsträchtige Kommunikationstechnologien und -anwendungen in NRW anbieten und eine 'Multimedia-Erprobungsplattform' für Privat- und Geschäftskunden bereitstellen. Das Infocity-Projekt wird damit die Entwicklung, den Test und die Markteinführung von schmal- und breitbandigen Multimedia-Diensten unterstützen. Die technische Basis stellt ein 220 Kilometer langer Glasfaserkabelring dar, der die Städte Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund, Hagen, Wuppertal und Köln verbindet. An diesen Backbone werden über verschiedene innovative Anbindungstechniken Großunternehmen, öffentliche Einrichtungen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, kleine und mittelständische Unternehmen sowie 10.000 Privathaushalte über ein rückkanalfähiges TV-Breitbandkabelnetz an Infocity angeschlossen. Hierdurch werden aussagekräftige Akzeptanztests möglich. Zwischen den vernetzten Teilnehmern sollen alle wirtschaftlich zu realisierenden Formen des multimedialen Austausches stattfinden."(18)

Ob ein Projekt dieser Größenordnung nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch Medien-Kompetenz und -akzeptanz der Nutzer befördert, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen.

Einen wesentlich konkreteren Nutzwert verspricht der kürzlich durch das Landesministerium für Bildung und Weiterbildung in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest, in Betrieb genommene Bildungsserver NRW - learn:line(19).

Das Konzept dieses WWW-Angebots versteht sich als ein „virtuelles Haus des Lernens" und sieht nicht nur die derzeit 1300 an das Internet angebundenen weiterführenden Schulen (geplant bis zum Jahr 2000 sind über 3000 Schulen) als potentielle Nutzer des Systems:

„Als potentielle Nutzer und Anbieter im NRW-Bildungsserver müssen aber genauso gesehen werden: ein Teil der Eltern sowie Referendare/-innen, Lehramtsanwärter/-innen und Studenten/-innen der Lehramtsstudiengänge mit ihren Ausbildungseinrichtungen, den Hochschulen und Studienseminaren, didaktische Institute, Einrichtungen der Lehrerfortbildung, kirchliche Einrichtungen, Einrichtungen der Weiterbildung, die Bezirksregierungen, einige Ministerien und weitere Landes- und Bundeseinrichtungen, Verlage - insbesondere Schulbuch- und Schulsoftwareverlage, Verbände, Museen, Theater, Rundfunk, Fernsehen, Nachrichtenanbieter, Presse, Handel und Industrie sowie viele weitere auf Schule bzw. den Bildungsbereich hin orientierte in- und ausländische Einrichtungen." (20)

Mit der Gründung des EZfM(21) (Europäisches Zentrum für Medienkompetenz) wird

„mit einer Anschubfinanzierung von sieben Millionen Mark Steuergeld [...] ein Brückenkopf entstehen, der die kommerzielle Medien-Nutzung und deren kulturelles und soziales Umfeld verbindet."(22)

Aufgabengebiete werden u.a. die Förderung von Tele-Arbeit (z.B. das Erarbeiten von Rahmenbedingungen) und von Tele-Lernen sein. Außerdem wird die NRW-Initiative von Schulen ans Netz an dieses Zentrum angebunden.

Doch nicht nur die Politik ergreift Initiativen im Handlungsfeld Medienkompetenz und bei deren Vermittlung an den Schulen. Engagierte Lehrer und Verbände haben den Handlungsbedarf noch vor dem jetzigen Bedeutungsgewinn des Internet und der Einsetzung des Projektes Schulen ans Netz erkannt. Einige, aus dieser Erkenntnis entstandene Initiativen werden in der folgenden Übersicht vorgestellt:

INSTITUTION BESCHREIBUNG
Bionet e.V. Der Verein widmet sich der naturwissenschaftlichen Umweltbildung. Die Projekte werden über computerbasierte Kommunikation koordiniert und ausgeführt. Anfallende Daten wurden bisher im Usenet ausgetauscht.
News: <schule.umwelt.terradata>, <schule.umwelt.aquadata>
Geplant ist eine zentrale Datenbank im WWW.
ESP
Europäisches Schulprojekt
Initiative von europäischen Lehrern. Projekte, Partnersuche und Zusammenarbeit von Schulen und Schulklassen im Internet und mittels Telekommunikation.
News: <school.project.esp>
WWW: <http://www.be.schule.de/externe/esp/esphome.htm>
ODS
Offenes Deutsches Schulnetz

1991 gegründete Initiative von Lehrern zur internetnahen Vernetzung von Schulen.

  • Reservierung und Betreiben der Domain Schule.de
  • Angliederung und Registriermöglichkeit für Schulen
  • Initiierung der Newsgroup-Hierarchie schule.*
  • Entwicklung von Softwarepaketen zur Internetanbindung von Schulnetzwerken
PLUTO
European Network

Projekt europäischer Hochschulen: Entwicklung von Konzepten, Materialien und Kursen zur Lehreraus- und -fortbildung zu Telekommunikations-Anwendungen im Unterricht, Unterstützung des ODS und der Initiative Schulen ans Netz


Abbildung 16: Private Initiativen im Bereich Schule und Telekommunikation(23)

Häufig arbeiten diese auf privatem Engagement beruhenden Initiativen äußerst effektiv und erreichen sehr viele Menschen. Dabei werden sie in den seltensten Fällen durch die öffentliche Hand finanziell unterstützt.

Bürgernetzvereine sind ein anderer Beweis dafür, daß mit einem Bruchteil der Summen, die in staatliche Projekte fließen, basisnahe und multiplikatorische Ansätze einen großen Adressatenkreis erreichen können. Sie leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Medienkompetenz für große Teile der Bevölkerung. Im folgenden zwei Beispiele nicht-staatlicher Bürgernetz-Initiativen:

Bürgernetzwerk Prenzlnet

„In Berlin soll im Stadtteil Prenzlauer Berg das Prenzlnet entstehen. [...] Auch dort ist politische Transparenz in Form von elektronischem Publizieren ein Anliegen. Die Verwaltung des Bezirks soll mit dem Prenzlnet verbunden werden. Meine Hoffnung ist, dem Bezirk ein neues Forum zu geben, innerhalb dessen Kommunalpolitik konkret nachvollziehbar wird. Es können beispielsweise Protokolle von Sitzungen der Bezirksverordneten und Ergebnisse namentlicher Abstimmungen publiziert werden. Die Bürger sollen wissen, wer für und wer gegen die Einrichtung einer Spielstraße votiert hat, wer der Kita die Mittel kürzt und der Finanzierung einer Informationsfahrt der Abgeordneten zur Partnergemeinde zustimmt."(24)

CL-Net (Computernetzwerk Linksysteme)

„Medienzugang, freilich ganz ohne staatliche Initiative, sondern als Nicht-Regierungsorganisation, bietet im deutschsprachigen Raum das selbstorganisierte Computernetzwerk Linksysteme, kurz CL-Netz: weltweite Informations- und Kommunikationsdienste zu sozialen Preisen. CL ist eine Initiative höchst unterschiedlicher Gruppen und politisch interessierter Einzelpersonen, unabhängig von einzelnen Institutionen oder Parteien. Das unterscheidet CL von jeder von oben her konstruierten Datenautobahn. Die TeilnehmerInnen und BetreiberInnen von CL definieren ihren Anspruch selbst. [...] Beispielprojekte sind das 'Mediencafé', wie es in Bielefeld entwickelt wurde [Träger ist der FoeBud und die Bionic-Mailbox], der 'Medienladen' (München), die 'Medienakademie' (Nürnberg) oder das 'Medienhaus' (Frohberg bei Leipzig). Solche Treffpunkte verbinden:

  • Zugang zu den Datennetzen (Internet, CL, weitere Netze) an öffentlichen Terminals
  • Informationsveranstaltungen, Trainings und Seminare
  • Kontakte zwischen Menschen, Gruppen, Initiativen in angenehmer Atmosphäre ('Mediencafé')"(25)


(1) vgl. hierzu Weizenbaum, Joseph: „ Was wir in der Welt herumschicken, sei es als Bits oder Buchstaben in einem Buch oder einer Zeitung sind Daten. Sie werden erst durch Interpretation zu einer Information, und diese hängt vom Empfänger ab." Zitiert in: Klemens Polatschek, Tod der elektronischen Zeitung, in: Zeitpunkte - Der Mensch im Netz, Hamburg 5/96

(2) Mandl, Heinz und Reinmann-Rothmeier, G., Medienpädagogik und -kompetenz - Was bedeutet das in einer Wissensgesellschaft und welche Lernkultur brauchen wir dafür?, Aufsatz zum Round-table-Gespräch der Enquete-Kommission Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft zum Thema Medienpädagogik und Medienkompetenz am 26.02.97 in Bonn. In eine ähnliche Richtung zielt die Verwendung des Begriffes informierte Gesellschaft z.B. bei Müller-Maguhn, Visionen für eine informierte Gesellschaft, in: Jörg Tauss u.a. (Hg.), Wege in die Informationsgesellschaft, Baden-Baden 1996

(3) vgl. dazu: Entschließungsantrag der SPD (Drucksache 13/5197), Medienkompetenz als Schlüssel zu einer demokratischen Informationsgesellschaft, <http://www.vov.de/schriftliches/vov_antrag_spd_infoges.html>

(4)vgl. Kübler, Hans-Dieter, Medien und soziales Lernen. Einige Zusammenhänge zwischen Medienpädagogik und politischer Bildung, in: Stefan Aufenanger (Hg.), Neue Medien - Neue Pädagogik?, Bonn 1991, S. 42

(5) nach Gapski, Harald u.a., Zwischen Zielen und Möglichkeiten: Die Förderung von Medienkompetenz braucht Dialog und Leitbilder, Europäisches Zentrum für Medienkompetenz, als Sitzungsvorlage für die Medien-Enquete, 20.02.1997 - erscheint in: Jahrbuch Telekommunikation 1997

(6) nach Gapski, Harald u.a., Zwischen Zielen und Möglichkeiten: Die Förderung von Medienkompetenz braucht Dialog und Leitbilder a.a.O.

(7) Gapski, Harald u.a., Zwischen Zielen und Möglichkeiten: Die Förderung von Medienkompetenz braucht Dialog und Leitbilder, a.a.O.

(8) Auf der Konferenz der Jugendminister und -senatoren über die Bedeutung des Kindergartens in einer durch elektronische Medien bestimmten Kindheit am 7. Mai 1987, vgl. Kübler, Hans-Dieter, Medien und soziales Lernen, in: Stefan Aufenanger (Hg.), Neue Medien - Neue Pädagogik?, Bonn 1991, S. 42

(9) <http://www.san-ev.de/>

(10) Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, Medienerziehung in der Schule - Orientierungsrahmen - Materialien zur Bildungsplanung und zur Forschungsförderung, Heft 44, Bonn 1995

(11) Der DFN-Verein betreibt in der Domain „schule.de" den DBS (Deutscher Bildungsserver), der für Lehrer und Schüler eine Vielfalt an Information und Unterrichtsmaterialien bereithält: <http://www.schule.de>

(12) nach Fleischhauer, Ralph, Modernes Lernen in der vernetzten Schule, Rheinische Post vom 18.02.97

(13) Lenz Kerstin , Protokoll des Workshops: Dummheit in Netzen, Teil 13 , auf dem Chaos Communication Congress 1996 des CCC, Subject: Schulen ans Netz, News: <de.org.ccc>, Message-ID: <6Nmuk-KMvsB@-meike.link-goe.de>, Date: 29.12.1996

(14) Die Enquete-Kommission in ihrem Ersten Zwischenbericht zum Thema „Meinungsfreiheit - Meinungsvielfalt - Wettbewerb, Rundfunkbegriff und Regulierungsbedarf bei den Neuen Medien" v. 07.11.96, Deutscher Bundestag - Drucksache 13/6000

(15) <http://www.media.nrw.de/>

(16) <http://www.media.nrw.de/media1.html>

(17) Infocity NRW wurde am 10.03.97 in Betrieb genommen. Das in Europa größte Multimediapilotprojekt mit Investitionen von über 100 Mio. DM wird von der Vebacom/RWE-Tochter o.tel.o, in Zusammenarbeit mit Isis Multimedia Net GmbH, Net Cologne, den Universitäten Düsseldorf und Wuppertal, dem WDR und verschiedenen Verlagen betrieben.

(18) <http://www.media.nrw.de/vebacom.html>

(19) <http://www.msw.nrw.de/netz.htm>

(20) Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Arbeitsgruppe „NRW-Bildungsserver", Vorschlag für die pädagogische Konzeption des NRW-Bildungsservers, <http://www.msw.nrw.de/konz.htm>

(21) Träger des Europäischen Medienkompetenzzentrums Marl sind neben dem Land NRW und der Stadt Marl private und öffentlich-rechtliche Unternehmen (u.a. Telekom, Vebacom, Harenberg-Verlag, Siemens, WDR und Radio NRW), vgl. Medien-Kompetenzzentrum - Impuls für mehr Arbeitsplätze im Tele-Bereich, Rheinische Post vom 25.02.1997

(22) Medienkompetenzzentrum - Impuls für mehr Arbeitsplätze im Tele-Bereich, Rheinische Post vom 25.02.1997

(23) nach: Sarnow, Karl, Schulen an das Netz, c't - magazin für computertechnik 4/96, S. 80 ff.

(24) Bruch, Christoph, Gestaltung politischer Transparenz: Vorbild USA, Vortrag auf dem Chaos Communication Congress 96, From: <CCC@LINK-GOE.de>, News: <de.org.ccc>, Date: 29.12.96, Message-ID: <6Nqv6qmrvsB@-meike.link-goe.de>

(25) Hooffacker, Gabriele, Wir nutzen Netze - Datenautobahnen, ein kommunikatives Manifest, Göttingen 1995, S. 55 ff.


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