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4 Internet und Sozialwesen

Im folgenden Kapitel werden Anwendungsmöglichkeiten des Internet für die Soziale Arbeit dargestellt. Computer und Offline-Medien (Datenbanken, Gesetzestexte auf CD-ROM) haben schon seit längerem als Arbeitshilfen Einzug im Berufsalltag des Sozialwesens gehalten. Heute lassen sich neben Textverarbeitung und Berichtswesen weitere Routineaufgaben durch den Computer erledigen (Adress- und Stammdatenverwaltung, Buchhaltung, Bilanzierung, Aktenwiedervorlage oder Termin-Erinnerung). Zunehmend setzen sich außerdem Anwendungen für statistische Erfassung, Auswertung und Planung (z.B. Leistungserfassung, Jugendhilfeplanung, Sozialberichterstattung oder Infrastrukturerfassung und -auswertung, bis hin zur Sozialraumanalyse per Mausklick) und spezifische Anwendungen für Einzelbereiche der Sozialen Arbeit durch (Erziehungs- oder Schuldnerberatung, ASD, Sozialamt, Drogenhilfe, etc.).

Darüber hinaus gewinnt neuerdings auch die Vernetzung von Computern via Internet immer mehr an Bedeutung und wird als Experimentierfeld für diverse Anwendungen genutzt. Die Frage ist heute nicht mehr, ob das Sozialwesen das Internet für seine Zwecke nutzen wird, sondern vielmehr, wie eine Nutzung aussehen könnte.

Erste Ansätze existieren bereits, und es gilt, diese zu reflektieren und künftig zu kultivieren. Von Interesse ist dabei die Frage nach den Funktions- und Rahmenbedingungen derzeit bestehender Angebote. Deshalb wird an dieser Stelle nicht der Versuch unternommen, einen umfassenden Katalog (1) des kaum noch zu überschauenden Angebotes im Internet zu erstellen. Vielmehr soll das grundlegende Potential des Mediums Internet für das Berufsfeld ergründet werden.

Etliche Vorhaben widmen sich den Möglichkeiten der fachlichen Vernetzung. Hierbei geht es in erster Linie um Ansätze, die den Diskurs - also die formelle und informelle Vernetzung des Sozialwesens in Praxis, Forschung und Ausbildung - zum Gegenstand haben, wie beispielsweise die im folgenden Kapitel näher beschriebene Mailingliste Sozialarbeit.

Über diesen professionellen Austausch hinaus finden sich mittlerweile, vornehmlich im WWW, eine Vielzahl von Informationsangeboten, die der Sozialen Arbeit zuzuordnen sind. Hierunter fallen z.B. Datenbanken, Fachaufsätze, Publikationen oder Hinweise auf Fortbildungen.(2)

Schließlich etablieren sich eine Vielzahl zielgruppenorientierter Angebote(3) in den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen Sozialer Arbeit. Auch die Internetdienste selbst werden dabei zu Inhalten: Jugend- und Kulturzentren, Kinderclubs, Projekte der Jugendberufshilfe, Kulturzentren oder Volkshochschulen eröffnen Internet-Cafés, arbeiten mit Klientel an der eigenen Homepage oder bewegen sich in den virtuellen Räumen von MUDs und MOOs.

So vielfältig wie die Urheber und Anbieter sind (Hochschulen für das Sozialwesen, kommerzielle Anbieter, Träger und Verbände, soziale Einrichtungen und engagierte Einzelpersonen), so unterschiedlich präsentieren sich auch die verfolgten Funktionen und Ziele.

Bei Sichtung des vorhandenen Angebotes wird schnell klar, daß sich die einzelnen Projekte selten trennscharf bestimmten Kategorien zuordnen lassen. Die bestehenden Ansätze belegen aber auch, daß sich ein großes Handlungs- und Aufgabenpotential eröffnet, dem sich die Soziale Arbeit stellen muß.

Dies betrifft sowohl, die für das Berufsfeld wesentliche, Kommunikation und Vernetzung als auch denkbare Konzepte einer mediatisierten Sozialarbeit. Ein Straßensozialarbeiter beispielsweise, der mit Laptop und Funk-Modem ausgerüstet, in einer Großstadt online nach freien Notschlafstellen für Straßenkinder sucht, ist keine allzu ferne Utopie.

Neue gesellschaftliche und politische Anforderungen, die sich derzeit in Stichworten wie Neue Steuerung, Qualitätssicherung und -management oder ISO 9000 ff. manifestieren, zwingen die Soziale Arbeit, altgediente Konzepte zu überdenken. Wichtiger als je zuvor wird für Träger und Organisationen eine verbesserte Kommunikation nach außen und innen.

Auch hierfür bietet sich die Nutzung des Internet oder darauf aufbauender Intranets(4) an. Die effizientere Handhabe interner Verwaltungsabläufe und Kommunikationsstrukturen ist ein wichtiger Bestandteil der zeit- und kostensparenden Nutzung von IKT. E-Mail, Mailinglisten oder Ankündigungen in elektronischen Verteilern erreichen viele Adressaten innerhalb kürzester Zeit und entlasten nicht nur den Etat für den Briefversand. Auch der Zugriff auf Datenbestände, Akten etc. läßt sich, vorausgesetzt ein ausreichender Datenschutz ist gewährleistet, stark vereinfachen und beschleunigen.

Social-Sponsoring und Fundraising werden für die Soziale Arbeit zukünftig an Bedeutung gewinnen. In diesem Zusammenhang ist z.B. das Register Deutscher Spendenorganisationen (RDS) interessant, das vom Deutschen Spenden Institut Krefeld(5) betrieben wird. Auf über 17.000 Webseiten mit einer recherchierbaren WWW-Datenbank finden sich sowohl ein Verzeichnis spendenwürdiger Institutionen als auch entsprechende Konzeptionen, Kontaktadressen und Ansprechpartner. Das Angebot richtet sich damit genauso an potentielle Spender, Ehrenamtliche und Journalisten wie an die spendenwürdigen Organisationen selbst.

Eine weitere naheliegende und deshalb auch häufig anzutreffende Nutzung des WWW durch Institutionen der Sozialen Arbeit, ist das Publizieren von HTML-Dokumenten die primär der Selbstdarstellung und Öffentlichkeitsarbeit und damit der Legitimierung und Dokumentation der eigenen Arbeit dienen.

Ein Verband wie die Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren NRW(6) (LAG) bedient sich einer Homepage, um neben einer Sammlung von Informationen und Materialien zum Themenkomplex Soziokultur und Kulturpolitik auch ein bundesweites Verzeichnis von mehr als 50 soziokulturellen Zentren anzubieten. Ein weiterer Service ist das Angebot Kulturstarter NRW(7).

Wegen der Fülle der beschriebenen Funktionen und Ziele werden im Folgenden nur einige exemplarisch ausgewählte Projekte dargestellt, die sich bereits des Mediums Internet bedienen.


(1) Eine umfangreiche Zusammenstellung bietet die Diplomarbeit von Rudolf Oswald: Ressourcendokumentation in der Sozialarbeit unter Einsatz des Internet, <ftp://www.fh-fulda.de/pub/download/oswald.zip>

(2) Die Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung e.V. (ARS) nutzt ihre Homepage <http://www.khm.de/~glaap/ars/index.htm> um als Fortbildungs-Einrichtung in den Praxisfeldern kulturelle Bildung und Jugendarbeit auf ihr differenziertes Kurs- und Weiterbildungsangebot aufmerksam zu machen.

(3) Hierunter könnte z.B. das Angebot von Wolfram Dorrmann gefaßt werden <http://members.aol.com/suicidepsy/home.html>, das einerseits eine Fundgrube an fachlicher Information für Psychotherapeuten und Psychologen bietet, sich gleichwohl aber auch an Menschen in Lebenskrisen richtet und ihnen, bezogen auf ihre jeweilige Ausnahmesituation, sachdienliche Hilfen und Kontaktmöglichkeiten an die Hand gibt. Ein anderes Angebot der informierenden Beratung und Aufklärung ist Steybes Führer: Drogen und Sucht im Internet <http://www.fh-fulda.de/projekte/drugs/anfang4.htm>

(4) Organisationsinternes Netzwerk unter Verwendung von Internet-Technologie (TCP/IP)

(5) Homepage des DSK: < http://www.dsk.de/>

(6) <http://www.soziokultur.de/>

(7) Der Kulturstarter ist ein Gemeinschaftsprojekt von die börse e.V. Wuppertal und der Landesarbeitsgemeinschaft der Soziokulturellen Zentren NRW. Resultat ist u.a. die Shareware CD-ROM Softwaretools Kulturstarter NRW, eine umfangreiche Arbeitshilfe und Sammlung von Adressen, Verträgen, Kalkulationshilfen, kulturpolitischen Informationen, Rechtshinweisen, Lexikon u.a.. Diese Arbeitshilfe der freien Kulturarbeit wird derzeit auch in eine Online-Version umgesetzt: <http://www.soziokultur.de/starter/index.html>.


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