2.2 Informationszugang
Es stellt sich die Frage, wie soziale, politische und kulturelle Faktoren
bei der Ausgestaltung des Informationszeitalters staatlicherseits
angemessen berücksichtigt werden können und inwiefern ein
ordnungspolitischer Rahmen die Entwicklung und Akzeptanz der IKT positiv
beeinflussen kann. Kubicek betont in diesem Zusammenhang die staatliche
Verantwortlichkeit:
Daher gibt es eine Art subsidiäre Pflicht der Staaten. Ebenso wie
die Staaten Bibliotheken neben dem Büchermarkt und Volkshochschulen neben
dem freien Weiterbildungsmarkt institutionalisieren, sollten sie auch Träger
und Organisationsformen für die interaktiven Nutzungsformen zur Verfügung
stellen."(1)
Andy Müller-Maguhn betont die Bedeutung eines niedrigschwelligen
Zugangs zu den Datennetzen und fordert dazu auf, nicht nur ökonomische
Interessen im Blick zu haben.
Voraussetzung für eine demokratische Informationsgesellschaft und
somit Pflicht staatlicher Organe scheint [..] eher die Einrichtung von Datenbügersteigen
zu sein, die als niederschwellige Netzwerkzugänge dem Bürger einen
freien Zugang erlauben. Öffentliche Datenbürgersteige müssen
einen Zugang zu öffentlichen Stellen im Netz erlauben und nicht nur eine
Funktion als Zubringer zu den Datenautobahnen der großen Medienkonzerne
erlauben."(2)
Aus der Verantwortlichkeit des Staates für seine Bürger ergeben
sich die folgenden Anforderungen an eine sozialverträgliche Gestaltung der
Informationsgesellschaft:
- Führen der Diskussion um die IKT auf breiter gesellschaftlicher
Basis
- Nutzung der basisdemokratischen Potentiale interaktiver Medien
- Schaffung niedrigschwelliger Zugänge in Form von frei und öffentlich
zugänglichen Terminals in Bürgerhäusern, Bibliotheken, etc.
- Öffentlich-rechtlicher Versorgungsauftrag (freier Zugang zur
Vielfalt des Programmangebots von öffentlichen Rundfunkanstalten und den
Informationspools von Universitäten, Bibliotheken, gemeinnützigen
Organisationen, öffentlichen Verwaltungen, Bundes- und Länderregierungen,
durch die Schaffung öffentlicher Datenbanken oder vergleichbarer
Informationsangebote in den Netzwerken)
- Anschub geeigneter Förderprogramme und Pilotprojekte
- Vergabe kommunaler Wegerechte geknüpft an Auflagen für
Anbieter (z.B. kostenloser Anschluß öffentlicher und gemeinnütziger
Stellen und/oder Einspeisung von deren Informationen)
- Zeitgemäßer und diskriminierungsfreier Zugang für
alle zu erschwinglichen Preisen auch in
strukturschwachen Gebieten (Finanzierung
durch Ausgleichsabgaben aus einem, von den Telekommunikationsanbietern gemeinsam
zu finanzierenden, Universalfonds)
(1) Kubicek, Herbert im Gespräch mit Florian Rötzer über
die demokratischen Potentiale des Internet,
<http://www.heise.de/tp/deutsch/special/pol/8003/1.html>
(2) Müller-Maguhn, Andy, Visionen für eine informierte
Gesellschaft, in: Jörg Tauss u.a. (Hg.), Deutschlands Weg in die
Informationsgesellschaft, Baden-Baden 1996, S. 931
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